„4 Windstärken wären für mich ideal!" 

Wir versuchen Jan Orth auf Pellworm zu erreichen. Der 38-jährige Garnelenfischer fischt in vierter Generation mit seinem Kutter Columbus im Wattenmeer. Auf Pellworm gibt es noch fünf Betriebe, die hier beheimatet sind. Wir wollen mit ihm über seinen Job sprechen und fragen, was man so erlebt. Das Schiff und damit auch den Job teilt er sich mit seinem Bruder Hermann, 34 Jahre. In Hamburg regnet es ohne Pause. Kurzer Gedanke vor dem ersten Anruf...ob der bei dem Wetter draußen ist? Er geht ran, im Hintergrund unverkennbar das Tuckern des Diesels. Er ist draußen. Klar. Dann aber die kurze Ansage: „Jetzt passt es nicht.“ Zweiter Versuch am Nachmittag, auch nicht erfolgreich: „Ich hole gerade die Netze hoch. In zehn Minuten kann ich sprechen.“ 10 Minuten später...

 

Hallo Herr Orth, ist das heute ideales Fischerwetter?

Nein, wir mögen die Sonne natürlich lieber. Sonne, südwestlicher Wind, 4 Windstärken wären für mich ideal.

 

Gibt es Wetterlagen, bei denen es keinen Sinn macht raus zu fahren?

Ja. Speziell im Winter. Unsere Schiffe sind nicht für die Winterfischerei gemacht.

 

Wann geht’s morgens raus?

Das ist abhängig vom Wasser, von der Tide. Meistens fahren wir mit Hochwasser los und sind dann zwei bis drei Tage unterwegs.

 

Haben Sie auch mal frei?

Ja, ab und zu, weil ich mir die Touren mit meinem Bruder teile. Da hab ich dann auch mal eine Woche frei.

 

Ist Ihnen dann langweilig?

Nein, (lacht) ganz bestimmt nicht!

 

Müssen Sie dann die Netze flicken?

Auch, aber natürlich bleibt auch Zeit für private Sachen Zuhause. Oder ich gehe mit meinem Vater Meeräschen fischen.

 

Ach, also gleich wieder fischen?

Das ist aber Hobby!

 

Ist Garnelenfischer ein rauer Beruf? 

Sie stellen Fragen! (lacht) 

Natürlich ist es im Winter mal kalt und windig, aber in der Krabbenfischerei ist es schon möglich sich Schutz zu suchen, hinter den Inseln. Ich würde mich zumindest nicht als raubeinig bezeichnen.

 

Aber man muss schon gerne „unter Jungs“ sein, oder? Auf engstem Raum.

Da darf man nicht zimperlich sein, das ist richtig. Sprüche gehören dazu.

 

Was ist das anstrengendste an Ihrem Beruf?

Die langen Tage, die Stunden an sich. Vor allem bei schlechtem Wetter.

 

Das Schönste?

Ein Trichter voll mit sauberen, schönen, großen Krabben.

 

Fällt es auch mal schwer, so lange von Zuhause weg zu sein?

(Lange Pause) Ab und zu ist das schon schwierig. Aber wenn man Zuhause bei der Familie gut vertreten ist und die Frau das mitmacht, dann ist es o.k. Natürlich gibt’s Situationen. Ja. 

 

Ist Ihre Frau denn auch mal froh, wenn Sie wieder weg fahren?

Bestimmt!

 

Wollten Sie mal was anderes machen?

Eigentlich nicht. Das ist auf jeden Fall mein Traumberuf!

 

Bei welcher maximalen Windstärke waren Sie schon draußen?

Ich würde sagen...10.

 

Was halten Sie vom MSC-Siegel für die Krabbenfischerei?

Ich sehe das positiv, um uns als nachhaltige Fischerei darzustellen. Eigentlich sehen wir uns auch ohne Siegel als nachhaltig an, wir machen das schon lang genug und es gibt immer noch ausreichend Krabben. Aber wir würden das gerne mit so einem Siegel verdeutlichen. Und natürlich erhofft man sich dadurch auch einen verbesserten Absatz.

 

Vielen Dank für das Telefonat!

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